Kriegsrealitäten
Am 30. Oktober 1944 ereignete sich in einem Dienstraum des Polizeireviers 195 in Berlin-Reinickendorf ein dreifacher Polizistenmord. Der Täter Hellmut K. war ein desertierter Soldat der Deutschen Wehrmacht. Er verbarg sich mit seiner Verlobten seit September 1943 im Untergrund und lebte von Tauschgeschäften mit der Bevölkerung und ausländischen Zwangsarbeitern. Wäre er erwischt worden, wäre er von einem Militärgericht aller Wahrscheinlichkeit nach zum Tode verurteilt worden.
Am Tattag wollte er in einem der Arbeitslager Schuhe an Zwangsarbeiter verkaufen. Dabei wurde er vom Werkschutz entdeckt und an Polizeioberwachtmeister Lutz übergeben. Dieser durchsuchte ihn nur oberflächlich und brachte ihn zum Revier 195, wo keine gründliche Durchsuchung mehr stattfand. Nach einem ersten gescheiterten Fluchtversuch zog der Täter eine im Mantel versteckte Pistole „Parabellum 08“, schoss auf die Polizisten Dobslaw, Kersten und Lutz und flüchtete anschließend. Alle drei Polizisten erlagen ihren Verletzungen.
Der Täter wurde nach seiner Flucht später jedoch gefasst, zum Tode verurteilt und am 24. November 1944 gehängt. Die Mutter des Angeklagten hatte sich in Folge der Flucht das Leben genommen, die Verlobte wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.